Am 12. November 2021 fand in der Waldenfelshalle in Walprechtsweier eine Informationsveranstaltung zum Bau des Hochwasserrückhaltebeckens im Waldprechtstal statt. Im Rahmen der sehr gut besuchten Veranstaltung konnten viele Fragen beantwortet werden.
Aus den Reihen der Besucher kamen sehr gute Hinweise, die nun durch die Ingenieurgesellschaft Wald + Corbe zusammen mit der Gemeindeverwaltung geprüft werden, damit die Belastung der Bevölkerung während der Baumaßnahmen möglichst reduziert werden können.
Die Präsentation der Firma Wald + Corbe zum Bau des Hochwasserrückhaltebeckens können Sie hier einsehen:
Die Ortslage von Malsch wird seit jeher von verschiedenen
Bächen durchflossen. Der Übergang von den Hanglagen der Vorbergzone des
nördlichen Schwarzwaldes in die Rheinniederung führte im Bereich der Ortsmitte
Malsch zu einer erheblichen Hochwassergefährdung.
Im Bereich Einmündung Waldprechts-/ Friedhofstraße fließen die Wassermengen zusammen und in einer unterirdisch kanalisierten Verdolung als Dorfbach in Richtung Adlerstraße. Ab etwa auf Höhe der Kreuzstraße werden die Abflussmengen in einem Verteilerbauwerk getrennt und in den Verdolungen Federbach und Lindenhardterwegbach weitergeleitet. Die Verdolungen wurden in den 1950er und 60er Jahren mit dem Ausbau der Ortsdurchfahrt erstellt. Vor und nach dem Bau der Verdolungen kam es in der Ortslage Malsch immer wieder zu kleineren und größeren Überschwemmungen. Deswegen wird in Malsch bereits seit Jahrzehnten der Hochwasserschutz diskutiert.
Seit
1978, nach dem verheerenden Hochwasserereignis in der ganzen Region, bei dem
auch Malsch stark betroffen war, gab es immer wieder kleinere und auch größere
Regenereignisse, die zu übermäßigen Wasserabflüssen in den Bächen von Malsch
geführt haben.
Hochwasser
von 2000;
So kam es Anfang der 2000er in den Wintermonaten aufgrund eines langandauernden Regenereignisses zu einem Hochwasserfall. Der Regen brachte die Schneemassen zum Schmelzen, aber da der Boden noch gefroren war, konnte kein Wasser versickern und die gesamten Wassermengen flossen in die Bäche. Der Bacheinlauf des Tannelgrabens floss in die Verdolung und diese selbst konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Das Wasser schoss auch oberirdisch die Hauptstraße hinunter.
Auch die alte Bachverdolung in der Waldprechtsstraße konnte die Wassermassen vom Waldprechtsbach und Tannelgraben nicht mehr fassen. Auf Höhe der Volksbank schossen die Wassermassen aus den Schächten und konnten nur mit viel Einsatz der Feuerwehr, der Bauhofes, aber auch der Bevölkerung mit provisorischen Absperrungen, wie Bretter, Holzdielen und Sandsäcken zu der gerade erst fertiggestellten verdolten Flutmulde in der Neuwiesenstraße zugeführt werden. Nur so konnte größerer Schaden an den Häusern verhindert werden.
Die Ende 1999 gebaute Flutmulde konnte nun endlich die Hochwassermengen zum bereits in den 1990er Jahren gebauten Hochwasserrückhaltebecken Fuchzich abführen, sodass der bis dahin überlastete Lindenhardterwegbach keine Überflutungsgefahr mehr darstellte.
Auch Ende Mai bis Anfang Juni 2013 führten wochenlang andauernde Regenfälle in Malsch zu einer größeren innerörtlichen Überflutung, vor allem durch Überlastung der durch den Ortskern verlaufenden Gewässerverdolung. Dabei floss das aus der Verdolung austretende Wasser oberirdisch mit hoher Geschwindigkeit über die Adlerstraße ab. Durch die von der Feuerwehr und dem Bauhof errichteten Sandsackbarrieren und mobilen Hochwasserschutzwände (Holzdielen) konnten größere Schäden verhindert werden.
Das Wasser konnte erstmals vor dem Kreisverkehrsplatz Adlerstraße/Beethovenstraße in den im Jahr 2011 hergestellten, offen geführten Lindenhardterwegbach eingeleitet werden. Somit wurde das Hochwasserrisiko massiv gemindert. Die Bachöffnung konnte die Wassermassen problemlos aufnehmen und über die Flutmulde Richtung Hochwasserrückhaltebecken Fuchzich ableiten. Bei diesem Ereignis hatte es sich gerademal um ein zehnjährliches Hochwasser gehandelt, was wiederholt belegt, dass die vorhandenen alten Bachverdolungen für diese und noch größere Wassermassen nicht ausreichend sind und hier dringender Handlungsbedarf besteht, damit zukünftig ein entsprechender Hochwasserschutz für Malsch und Waldprechtsweier gewährleistet werden kann.
Abbildung 1: Hochwasserereignis von 2000
Daher
hat sich der Gemeinderat nach dem Hochwasser 2013 zur Durchführung einer
Flussgebietsuntersuchung entschlossen.
Flußgebietsuntersuchung;
Um die Ortslagen zukünftig vor diesen und potentiell größer ausfallenden Hochwasserereignissen zu schützen, hat die Gemeinde Malsch eine Flussgebietsuntersuchung für die Einzugsgebiete Walpertsbach, Tannelgraben und Nächstebächle mit anschließender Erstellung eines umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes in Auftrag gegeben. Das Ziel war der Schutz vor einem potentiell alle 100 Jahre auftretenden Hochwasserereignis unter Berücksichtigung des Lastfalls „Klimaänderung“.
Aufbauend auf den Grundlagen früherer Untersuchungen wurde
im Rahmen einer detaillierten Flussgebietsuntersuchung eine auf den neuesten
Datengrundlagen und neuesten Niederschlagsstatistiken (KOSTRA-2000) basierende Hochwasserschutzkonzeption
für den gesamten Ortsbereich von Malsch entwickelt. Dabei sollte das komplexe
Gewässersystem mit mehreren Abflussaufteilungen aller Hauptgewässer bis zum Hochwasserrückhaltebecken
Fuchzich betrachtet werden.
In
die Modellanpassungen und Konzeptionsentwicklungen wurden auch die bei den
vergangenen Hochwasserereignissen gemachten Erfahrungen und Beobachtungen
berücksichtigt.
Eine
Verbesserung des Hochwasserschutzes ist grundsätzlich über Rückhaltemaßnahmen,
Überleitungen oder lokale Hochwasserschutzmaßnahmen (Gewässerausbau,
Eindeichung, Objektschutzmaßnahmen, …) möglich. Um die Wirkung von
Rückhaltemaßnahmen bzw. von Gewässerüberleitungen vor der Ortslage von Malsch
untersuchen zu können, wurde ein flächendetailliertes hydrologisches
Flussgebietsmodell benötigt, in dem neben den Zuflüssen aus den Außengebieten
auch die innerörtlichen Zuflüsse aus den Ortsentwässerungen erfasst werden
konnten.
Im
Rahmen der Flussgebietsuntersuchung fand zunächst eine umfassende
Bestandsanalyse statt. Es wurde ein flächendetailliertes hydrologisches Flussgebietsmodell
für das rund 27 km² große Gesamteinzugsgebiet des Walpertsbaches und
Tannelgrabens aufgebaut und angepasst. Für die Hauptgewässer (Walpertsbach,
Tannelgraben, Nächstebächle) wurden hydraulische Modelle aufgebaut. Auf
Grundlage der aus dem hydrologischen Flussgebietsmodell vorliegenden Hochwasserabflüsse
von Ereignissen unterschiedlicher Wiederkehrzeiten (Jährlichkeiten) wurden
Überflutungskarten erstellt.
Dies
ermöglichte im Rahmen einer Bestandsanalyse eine Abschätzung der derzeitigen
Gefährdungssituation. Die
Bestandsanalyse zeigte, dass der vom Land BW für Innerortsbereiche angestrebte
50- bis 100-jährliche Hochwasserschutz in Malsch an keinem der 3 Hauptgewässer
erreicht wird. In einigen Gewässerabschnitten ist bereits bei unter
10-jährlichen Ereignissen mit Überflutungsschäden zu rechnen, weshalb eine
Verbesserung des Hochwasserschutzes angestrebt wird.
mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen
Anschließend wurden für Malsch und
Waldprechtsweier mehrere Hochwasserschutzkonzeptionen (Varianten) entwickelt. Die durchgeführten
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hochwasserprobleme in Malsch mit den zwei
Lösungsvarianten nahezu gleichwertig gelöst werden können.
Beide Lösungsvarianten setzen sich aus mehreren Einzelmaßnahmen
zusammen.
Variante
Hochwasserrückhaltebecken
Variante
Überleitung Heckelbachklamm
Ableitung Tannelgraben
Ableitung Tannelgraben
Aufweitung Dorfbach
Aufweitung Dorfbach
Hochwasserrückhaltebecken
Abschlag Heckelbachklamm
Bei beiden Möglichkeiten müssen oberhalb der Ortslage von Malsch am Tannelgraben eine Hochwasserabschlag, eine Umleitung Richtung dem Mittelbächle erfolgen sowie der Ausbau der Dorfbachverdolung in der Ortslage zur Erhöhung der Abflussleistung;
Konkret muss als erste Maßnahme das Nadelöhr der Dorfbachverdolung in der Adlerstraße zwischen Volksbank und dem bereits offen verlaufenden Lindenhardterwegbach im Bereich Kreisverkehrsplatz Adlerstraße/Beethovenstraße auf einer Länge von ca. 280 m beseitigt werden. In diesem Bereich ist vorgesehen, das bestehende Rechteckprofil der Dorfbachverdolung erheblich zu vergrößern. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit lokal auf ca. 10 m³/s erhöht. Weiterhin wird auf Höhe der Kreuzstraße das Trennbauwerk zur Ableitung der Federbachverdolung neu dimensioniert und hergestellt.
Diese Baumaßnahme konnte im vergangenen
Jahr erfolgreich abgeschlossen werden.
Variante Hochwasser-Rückhaltebecken
Bei der Lösungsvariante sind als zentrale Bausteine zwei Hochwasserrückhaltebecken notwendig, eines oberhalb von Waldprechtsweier sowie ein kleineres direkt vor Malsch.
Abbildung 2: Hochwasserrückhaltebecken an Zufahrt zum Schwimmbad (mögliche Ausgestaltung/Anmutung)Abbildung 3: Hochwasserrückhaltebecken im Waldprechtstal (mögliche Ausgestaltung/Anmutung)
Variante Abschlag Heckelbachklamm
Diese Möglichkeit kommt ohne solche
Hochwasserrückhaltebecken aus, sieht aber als zentrale Maßnahme einen Abschlag
des Walpertsbaches vor Waldprechtsweier über einen Stollen und die
Heckelbachklamm in das Federbachbruch vor.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden die Auswirkungen dieser Variante (Abschlag Walpertsbach in die Heckelbachklamm und Einleitung in das Federbachbruch) detaillierter untersucht.
Dies betrifft insbesondere den Einfluss der
Maßnahme auf das Federbachbruch, auf die Unterlieger in Muggensturm und auf die
Oberlieger in Malsch, welche durch einen Rückstau (hohe Wasserstände im Bruch)
betroffen sein können.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen, dass bei dieser Variante zusätzliche, zu den bereits in der Flußgebietsuntersuchung vorgeschlagene Maßnahmen, weitere Schutzmaßnahmen am Ortsrand von Malsch erforderlich werden. Dies führt zu zusätzlichen Kosten, sodass die Variante mit den zwei Rückhaltebecken als die wirtschaftlichere Lösung betrachtet werden kann.
Der Ausbau der Heckelbachklamm ist außerdem
aufgrund der Topographie, der Geologie und der ökologischen Eingriffe technisch
als schwierig einzustufen. Vor allem die Befestigung der aus Lößlehm
bestehenden Gewässersohle erfordert eine massiven Eingriff in Form eines Wildbachverbaus,
damit eine schadlose Ableitung der Entlastungswassermengen von ca. 9 m³/s aus
dem Waldprechtsbach über die Klamm gewährleistet werden kann.
Fazit
Der Hochwasserschutz von Malsch und Waldprechtsweier soll mit dem Bau der Hochwasser-Rückhaltebecken zukünftig gewährleitstet werden. Zumindest, was die der Berechnung zugrunde gelegten einhundertjährigen Hochwasserereignisse angeht. Klar ist leider aber auch, dass die außergewöhnlichen, noch stärkeren Hochwasserereignisse nur bedingt beherrschbar sind.
Aufgrund der anstehenden und erforderlichen Bauarbeiten für
die innerörtliche Hochwasserschutzmaßnahme, musste ab Montag, 10.02.2020 bis
voraussichtlich Mitte März 2020 die Kreuzstraße von der Einfahrt
Richard-Wagner-Straße bis zur Hauptstraße sowie der Kreuzungsbereich für den
Verkehr gesperrt werden. Zudem können die provisorisch eingerichteten
Parkplätze, zwischen dem Kaufhaus NKD und der Fasanenstraße, wegen dringend
erforderlicher Leitungs- und Kabelverlegungsarbeiten nicht mehr genutzt werden.
Wir bitten um Verständnis und danken für die Beachtung.
für die Arbeiten der Baumaßnahme HW-Schutzkonzeption Dorfbach Adlerstraße
Die Einhaltung der geplanten Termine sind zum Großteil witterungsabhängig. Somit kann für eine punktgenaue Termineinhaltung keine Garantie übernommen, bzw. rechtsver-bindliche Aussage gegeben werden.
Die Arbeiten für den Bauabschnitt 3 sind wie folgt geplant:
Die Baumaßnahme zum innerörtlichen Hochwasserschutz geht in eine
weitere Phase.
Die Bauabschnitte 2 und 3 sind – bis auf den Asphaltfeinbelag – fertiggestellt.
Hier wird im Anschluss
der
Gehweg in der Adlerstraße zur Nutzung und
die
Straße bis zum 4. Bauabschnitt bei der Sparkasse für die Anlieger freigegeben
werden.
Parallel zu dem derzeit laufenden 4. Bauabschnitt muss der 5. Bauabschnitt angegangen werden:
Die Kreuzung Waldprechts- und Kreuzstraße muss voraussichtlich bis Ende des Jahres voll gesperrt werden. Im Kreuzungsbereich müssen große Verteilerbauwerke der Gas- und der Wasserversorgung ausgetauscht werden. Der Kreuzungsbereich muss vollständig abgesperrt werden.
Die Kreuzstraße wird von der Richard-Wagner-Straße und von der Hauptstraße Richtung Volksbank zur Sackgasse; d.h. für Anwohner und Anlieger frei.
In diesem Bereich ändert sich die Verkehrsführung nicht. Es kann nach wie vor die ausgeschilderte Umleitung gefahren werden.
Aus Witterungsgründen muss teilweise in den 6. Bauabschnitt eingegriffen werden. Es ist zwingend erforderlich, den notwendigen Austausch der Gasleitung noch vor der kalten Jahreszeit in diesem Bereich durchzuführen, damit die Versorgung von Waldprechtsweier mit Gas sichergestellt werden kann.
Diese Arbeiten haben am 09.09.2019 begonnen und werden in zwei Abschnitten von je ca. 1 Woche bis etwa zum Mühlenplatz auf der Fahrspur Richtung Waldprechtsweier erfolgen.
Eine Fahrspur bis zur Volksbank wird für den Verkehr offen bleiben. Nach diesen Bauarbeiten wird dieser Straßenabschnitt wieder provisorisch hergerichtet, so dass der Straßenverkehr wieder relativ ungehindert bis und ab der Volksbank fließen kann.
Anwohner aus diesem Bereich können dann für die Dauer der Bauarbeiten nicht mehr mit ihren Fahrzeugen auf Ihr Grundstück fahren. Jedoch werden entsprechende Maßnahmen ergriffen, die die Erreichbarkeit der Häuser, Wohnungen und Grundstücke fußläufig gewährleisten.
Den Anwohnern der Waldprechtsstraße, den Kunden des
Einzelhandels und der Praxen werden über 50 Parkplätze angeboten. Diese sind zwischen
der Adlerstraße und der Hauptstraße, im Bereich Adlerkreisel und Kaufhaus NKD, provisorisch
eingerichtet.
Mit eigenen Augen konnte sich der Gemeinderat vom aktuellen Stand der Baumaßnahme überzeugen. Gemeinsam mit der Verwaltung und dem Ingenieurbüro Wald + Corbe wurden die Räte Zeuge beim Einsetzen der Betonfertigteile.