• Historie

Die Ortslage von Malsch wird seit jeher von verschiedenen Bächen durchflossen. Der Übergang von den Hanglagen der Vorbergzone des nördlichen Schwarzwaldes in die Rheinniederung führte im Bereich der Ortsmitte Malsch zu einer erheblichen Hochwassergefährdung.

Im Bereich Einmündung Waldprechts-/ Friedhofstraße fließen die Wassermengen zusammen und in einer unterirdisch kanalisierten Verdolung als Dorfbach in Richtung Adlerstraße. Ab etwa auf Höhe der Kreuzstraße werden die Abflussmengen in einem Verteilerbauwerk getrennt und in den Verdolungen Federbach und Lindenhardterwegbach weitergeleitet. Die Verdolungen wurden in den 1950er und 60er Jahren mit dem Ausbau der Ortsdurchfahrt erstellt. Vor und nach dem Bau der Verdolungen kam es in der Ortslage Malsch immer wieder zu kleineren und größeren Überschwemmungen. Deswegen wird in Malsch bereits seit Jahrzehnten der Hochwasserschutz diskutiert.

Seit 1978, nach dem verheerenden Hochwasserereignis in der ganzen Region, bei dem auch Malsch stark betroffen war, gab es immer wieder kleinere und auch größere Regenereignisse, die zu übermäßigen Wasserabflüssen in den Bächen von Malsch geführt haben.

  • Hochwasser von 2000;     

So kam es Anfang der 2000er in den Wintermonaten aufgrund eines langandauernden Regenereignisses zu einem Hochwasserfall. Der Regen brachte die Schneemassen zum Schmelzen, aber da der Boden noch gefroren war, konnte kein Wasser versickern und die gesamten Wassermengen flossen in die Bäche. Der Bacheinlauf des Tannelgrabens floss in die Verdolung und diese selbst konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Das Wasser schoss auch oberirdisch die Hauptstraße hinunter.

Auch die alte Bachverdolung in der Waldprechtsstraße konnte die Wassermassen vom Waldprechtsbach und Tannelgraben nicht mehr fassen. Auf Höhe der Volksbank schossen die Wassermassen aus den Schächten und konnten nur mit viel Einsatz der Feuerwehr, der Bauhofes, aber auch der Bevölkerung mit provisorischen Absperrungen, wie Bretter, Holzdielen und Sandsäcken zu der gerade erst fertiggestellten verdolten Flutmulde in der Neuwiesenstraße zugeführt werden. Nur so konnte größerer Schaden an den Häusern verhindert werden.

Die Ende 1999 gebaute Flutmulde konnte nun endlich die Hochwassermengen zum bereits in den 1990er Jahren gebauten Hochwasserrückhaltebecken Fuchzich abführen, sodass der bis dahin überlastete Lindenhardterwegbach keine Überflutungsgefahr mehr darstellte.

  • Hochwasser von 2013;

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Auch Ende Mai bis Anfang Juni 2013 führten wochenlang andauernde Regenfälle in Malsch zu einer größeren innerörtlichen Überflutung, vor allem durch Überlastung der durch den Ortskern verlaufenden Gewässerverdolung. Dabei floss das aus der Verdolung austretende Wasser oberirdisch mit hoher Geschwindigkeit über die Adlerstraße ab. Durch die von der Feuerwehr und dem Bauhof errichteten Sandsackbarrieren und mobilen Hochwasserschutzwände (Holzdielen) konnten größere Schäden verhindert werden.

Das Wasser konnte erstmals vor dem Kreisverkehrsplatz Adlerstraße/Beethovenstraße in den im Jahr 2011 hergestellten, offen geführten Lindenhardterwegbach eingeleitet werden. Somit wurde das Hochwasserrisiko massiv gemindert. Die Bachöffnung konnte die Wassermassen problemlos aufnehmen und über die Flutmulde Richtung Hochwasserrückhaltebecken Fuchzich ableiten. Bei diesem Ereignis hatte es sich gerademal um ein zehnjährliches Hochwasser gehandelt, was wiederholt belegt, dass die vorhandenen alten Bachverdolungen für diese und noch größere Wassermassen nicht ausreichend sind und hier dringender Handlungsbedarf besteht, damit zukünftig ein entsprechender Hochwasserschutz für Malsch und Waldprechtsweier gewährleistet werden kann.

Abbildung 1: Hochwasserereignis von 2000

Daher hat sich der Gemeinderat nach dem Hochwasser 2013 zur Durchführung einer Flussgebietsuntersuchung entschlossen.

  • Flußgebietsuntersuchung;

Um die Ortslagen zukünftig vor diesen und potentiell größer ausfallenden Hochwasserereignissen zu schützen, hat die Gemeinde Malsch eine Flussgebietsuntersuchung für die Einzugsgebiete Walpertsbach, Tannelgraben und Nächstebächle mit anschließender Erstellung eines umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes in Auftrag gegeben. Das Ziel war der Schutz vor einem potentiell alle 100 Jahre auftretenden Hochwasserereignis unter Berücksichtigung des Lastfalls „Klimaänderung“.

Aufbauend auf den Grundlagen früherer Untersuchungen wurde im Rahmen einer detaillierten Flussgebietsuntersuchung eine auf den neuesten Datengrundlagen und neuesten Niederschlagsstatistiken (KOSTRA-2000) basierende Hochwasserschutzkonzeption für den gesamten Ortsbereich von Malsch entwickelt. Dabei sollte das komplexe Gewässersystem mit mehreren Abflussaufteilungen aller Hauptgewässer bis zum Hochwasserrückhaltebecken Fuchzich betrachtet werden.

In die Modellanpassungen und Konzeptionsentwicklungen wurden auch die bei den vergangenen Hochwasserereignissen gemachten Erfahrungen und Beobachtungen berücksichtigt.

Eine Verbesserung des Hochwasserschutzes ist grundsätzlich über Rückhaltemaßnahmen, Überleitungen oder lokale Hochwasserschutzmaßnahmen (Gewässerausbau, Eindeichung, Objektschutzmaßnahmen, …) möglich. Um die Wirkung von Rückhaltemaßnahmen bzw. von Gewässerüberleitungen vor der Ortslage von Malsch untersuchen zu können, wurde ein flächendetailliertes hydrologisches Flussgebietsmodell benötigt, in dem neben den Zuflüssen aus den Außengebieten auch die innerörtlichen Zuflüsse aus den Ortsentwässerungen erfasst werden konnten.

Im Rahmen der Flussgebietsuntersuchung fand zunächst eine umfassende Bestandsanalyse statt. Es wurde ein flächendetailliertes hydrologisches Flussgebietsmodell für das rund 27 km² große Gesamteinzugsgebiet des Walpertsbaches und Tannelgrabens aufgebaut und angepasst. Für die Hauptgewässer (Walpertsbach, Tannelgraben, Nächstebächle) wurden hydraulische Modelle aufgebaut. Auf Grundlage der aus dem hydrologischen Flussgebietsmodell vorliegenden Hochwasserabflüsse von Ereignissen unterschiedlicher Wiederkehrzeiten (Jährlichkeiten) wurden Überflutungskarten erstellt.

Dies ermöglichte im Rahmen einer Bestandsanalyse eine Abschätzung der derzeitigen Gefährdungssituation. Die Bestandsanalyse zeigte, dass der vom Land BW für Innerortsbereiche angestrebte 50- bis 100-jährliche Hochwasserschutz in Malsch an keinem der 3 Hauptgewässer erreicht wird. In einigen Gewässerabschnitten ist bereits bei unter 10-jährlichen Ereignissen mit Überflutungsschäden zu rechnen, weshalb eine Verbesserung des Hochwasserschutzes angestrebt wird.

  • mögliche Hochwasserschutzmaßnahmen

Anschließend wurden für Malsch und Waldprechtsweier mehrere Hochwasserschutzkonzeptionen (Varianten) entwickelt. Die durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hochwasserprobleme in Malsch mit den zwei Lösungsvarianten nahezu gleichwertig gelöst werden können.

Beide Lösungsvarianten setzen sich aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammen.

Variante Hochwasserrückhaltebecken Variante Überleitung Heckelbachklamm
Ableitung Tannelgraben Ableitung Tannelgraben
Aufweitung Dorfbach Aufweitung Dorfbach
Hochwasserrückhaltebecken Abschlag Heckelbachklamm

Bei beiden Möglichkeiten müssen oberhalb der Ortslage von Malsch am Tannelgraben eine Hochwasserabschlag, eine Umleitung Richtung dem Mittelbächle erfolgen sowie der Ausbau der Dorfbachverdolung in der Ortslage zur Erhöhung der Abflussleistung;

Konkret muss als erste Maßnahme das Nadelöhr der Dorfbachverdolung in der Adlerstraße zwischen Volksbank und dem bereits offen verlaufenden Lindenhardterwegbach im Bereich Kreisverkehrsplatz Adlerstraße/Beethovenstraße auf einer Länge von ca. 280 m beseitigt werden. In diesem Bereich ist vorgesehen, das bestehende Rechteckprofil der Dorfbachverdolung erheblich zu vergrößern. Dadurch wird die Leistungsfähigkeit lokal auf ca. 10 m³/s erhöht. Weiterhin wird auf Höhe der Kreuzstraße das Trennbauwerk zur Ableitung der Federbachverdolung neu dimensioniert und hergestellt.

Diese Baumaßnahme konnte im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen werden.

  • Variante Hochwasser-Rückhaltebecken

Bei der Lösungsvariante sind als zentrale Bausteine zwei Hochwasserrückhaltebecken notwendig, eines oberhalb von Waldprechtsweier sowie ein kleineres direkt vor Malsch.

Abbildung 2: Hochwasserrückhaltebecken an Zufahrt zum Schwimmbad (mögliche Ausgestaltung/Anmutung)
Abbildung 3: Hochwasserrückhaltebecken im Waldprechtstal (mögliche Ausgestaltung/Anmutung)
  • Variante Abschlag Heckelbachklamm

Diese Möglichkeit kommt ohne solche Hochwasserrückhaltebecken aus, sieht aber als zentrale Maßnahme einen Abschlag des Walpertsbaches vor Wald­prechtsweier über einen Stollen und die Heckelbachklamm in das Federbachbruch vor.

Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden die Auswirkungen dieser Variante (Abschlag Walpertsbach in die Heckelbachklamm und Einleitung in das Federbachbruch) detaillierter untersucht.

Dies betrifft insbesondere den Einfluss der Maßnahme auf das Federbachbruch, auf die Unterlieger in Muggensturm und auf die Oberlieger in Malsch, welche durch einen Rückstau (hohe Wasserstände im Bruch) betroffen sein können.

Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen, dass bei dieser Variante zusätzliche, zu den bereits in der Flußgebietsuntersuchung vorgeschlagene Maßnahmen, weitere Schutzmaßnahmen am Ortsrand von Malsch erforderlich werden. Dies führt zu zusätzlichen Kosten, sodass die Variante mit den zwei Rückhaltebecken als die wirtschaftlichere Lösung betrachtet werden kann.

Der Ausbau der Heckelbachklamm ist außerdem aufgrund der Topographie, der Geologie und der ökologischen Eingriffe technisch als schwierig einzustufen. Vor allem die Befestigung der aus Lößlehm bestehenden Gewässersohle erfordert eine massiven Eingriff in Form eines Wildbachverbaus, damit eine schadlose Ableitung der Entlastungswassermengen von ca. 9 m³/s aus dem Waldprechtsbach über die Klamm gewährleistet werden kann.

  • Fazit

Der Hochwasserschutz von Malsch und Waldprechtsweier soll mit dem Bau der Hochwasser-Rückhaltebecken zukünftig gewährleitstet werden. Zumindest, was die der Berechnung zugrunde gelegten einhundertjährigen Hochwasserereignisse angeht. Klar ist leider aber auch, dass die außergewöhnlichen, noch stärkeren Hochwasserereignisse nur bedingt beherrschbar sind.